Amerikaaustausch 2004

Chicago - der etwas anderer Reisebericht

 

Ankunft

USA, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Wir hatten es geschafft. Nach einem langen, langen Flug kamen wir an!

"Paycheck" hing mir mindestens genauso zum Hals raus wie die Kostüme des United Airlines Personals, doch den Flughafen haben wir noch nicht verlassen - es sollte noch etwas dauern, bis wir endlich frei waren. 

Von Amerika war hier noch nicht viel zu sehen. Hätte ich bei der Landung nicht noch schnell den Blick auf die Skyline der Stadt erhaschen können, hätte ich es nicht gemerkt. 

Müde, hungrig und voll gepackt mit schwachsinnigen Zetteln, die den US-Behörden versicherten, dass ich ein lieber Mensch bin, schlenderte ich also durch die Flughafenhalle des Chicago O'Hare Airports. Immer meinen Mitreisenden hinterher.

Ein kurzer Blick auf diese versicherte mir, dass ich nicht der einzige war, der leiden musste.

Irgendwann hatten wir es geschafft und standen vor dem Flughafen.

Endlich an der frischen Luft. Nach zwei Atemzügen wurde ich jedoch enttäuscht, denn es roch stark nach Benzin. 

Wir wechselten nun unser Fortbewegungsmittel. Ein ausgemusterter Greyhound aus den 80ern wartete bereits auf uns.

Meine müden Augen lasen "American Trailways". Der Schriftzug, der auf dem blanken Wellblech bereits abblätterte, wurde mit einer kleinen Stars&Stripes Fahne abgeschlossen.

Nachdem ich meinen Koffer in den Bauch des Busses schleuderte, stieg ich ein.

Schilder, die uns darauf hinwiesen, was im Notfall zu tun ist, waren vor jedem Fenster aufzufinden.

Willkommen in Amerika. 

Wieder sitzen.

Mein Sitz quietschte und gab nach. Ich nahm also einen anderen. Im Bus roch es eigenartig.

Wir verließen das Flughafengelände und gelangen auf den Highway, der zur Stadt führte.

Ich presste meinen Kopf gegen die Scheibe und sah die gewaltige Skyline auf uns zukommen. Jetzt hatte ich Zeit sie zu betrachten - kein dummes Pärchen, dass sich 3 min vor der Landung dazu entschließt, das Flugzeugfenster zu verdunkeln um sich schlafen zu legen und schließlich dafür sorgt, dass sich 4 deutsche Schüler, die gerne am Fenster gesessen hätten, sauer sind. 

Dem deutschsprachigen Guide, der sich an Bord befand, schenkte ich keinerlei Beachtung, zu groß war die Aufregung. Ich wollte Wolkenkratzer sehen und keinen Vortrag über Salz.

Irgendwann waren wir der Stadt so nahe, dass man die Dächer der Häuser nicht mehr sehen konnte, denn der Bus hatte auch eins. 

Ich war nun schon ziemlich lange wach, als wir das Hotel erreichten. Doch es war erst 9 Uhr morgens. Zeitverschiebung.

Die Zimmer waren rasch verteilt und so machten wir uns auf und erkundeten die Stadt. Wir hatten noch einen ganzen Tag vor uns. 

Unser Guide führte uns erst um einige Blocks herum und zeigte uns die nähere Umgebung. Schnell wurde mir klar, dass wir uns mittendrin befanden. Nach dieser kleinen Tour durften wir die Stadt auf eigene Faust erkunden. Aus der großen Gruppe hatten sich schnell kleinere gebildet, diese verflossen augenblicklich in alle  Himmelsrichtungen... 

Ich machte Bekanntschaft mit der Michigan Avenue - geballter Amerikanischer Kapitalismus in der höchsten Form.

Unzählige Geschäfte sind hier auf wenige Kilometer komprimiert. Nach ein paar Stunden verging mir allerdings die Lust, da die Müdigkeit Überhand ergriff. Ich machte mich im Gefolge einiger Gleichgesinnten auf den Weg zurück zum Hotel.

Nach einer Pause, in der in einem anderen Zimmer der Kühlschrank anfing zu schmoren und den Feueralarm auslöste, traf sich die gesamte Gruppe um das Hancock Center zu besuchen.

So fanden wir uns einige Zeit später auf der Besucherplattform eines der höchsten Gebäude Chicagos wieder und betrachteten Chicago bei Nacht.

Die Blende meiner Spiegelreflex Kamera öffnete sich ein paar Mal für 30 Sekunden und bannte diesen eindrucksvollen Anblick auf den Film.

Es stand dann nichts mehr auf dem Tagesplan und wir machten uns auf in Richtung Hotel um endlich schlafen zu gehen.

 

Der nächste Tag.  

Nach einer recht schlaflosen Nacht, die auf nervtötende Feuerwehrsirenen und sonstige Geräusche von außerhalb zurückzuführen ist, wachte ich auf.

Wie es üblich ist, galt der erste Besuch des Tages dem Bad.

Hier stellte sich allerdings recht schnell raus, dass ich zwei Probleme hatte!

Die Tür des Bades ging nicht auf.

Ein kleines Problem, nicht weiter schlimm.

Das größere Problem war, dass ich mich bereits im Bad befand. 

Die Ursache stand schnell fest. Die gesamte Schlosskonstruktion, die den Riegel betätigt, war locker und ließ sich in der Tür drehen. Der Riegel verankerte die Tür allerdings Bombenfest mit dem Rahmen.

Nach 20 minutenlangen, verzweifeltem: probieren, hämmern, aufregen, treten, hebeln, schimpfen, schimpfen und nochmals schimpfen, riefen meine Zimmerkameraden das Hotelpersonal.

Die taten im Grunde dasselbe. Der einzige Unterschied lag darin, dass sie Werkzeug benutzten.

Resultat: Torge frei, Tür kaputt.

 

Frühstück.

Continental Breakfast, "with orange juice please"...

Vom Schock erholt (spätestens nach dem Frühstück wusste es jeder) ging ich mehr oder weniger gestärkt in den Tag. Es stand eine Tour mit dem Bus auf dem Plan. Es war glücklicherweise ein anderer, der keine extremen Gerüche aufwies.

Die Tour, bei der wir die Skyline von einer großen Landzunge aus begutachten konnten, endete am Navy Pier. Von hier aus waren wir wieder freigestellt. Es wurden von den Gruppen die verschiedensten Dinge unternommen.

Als wir abends wieder ins Hotel zurückkehrten, stellte sich heraus, dass unsere Tür schon erneuert wurde. 

Mit dem Gedanken, diese Stadt schon am nächsten Tag verlassen zu müssen, schlief ich ein. 

Fortsetzung folgt...