Aus alten Schulakten des Prinz-Georg-Gymnasiums
- eine nur „halboffizielle“ Chronik -
1910 |
»Der Eintritt in einen Fußball-Club ist aus mehrfachen
Gründen Schülern streng verboten.« Am Prinz-Georg-Gymnasium wird eine Gruppe des »Wandervogel«
gegründet. Es gilt, die »Mitglieder gegen die Unannehmlichkeiten
längerer Märsche unempfindlich zu machen, ihnen die Schönheiten
der Natur zu zeigen und sie im Kartenlesen und in der Führung von
Kriegsspielen auszubilden.« Ein Erlass ordnet an, dass an drei Tagen in der Woche die Schüler
zu Beginn der 12-Uhr-Pause auf dem Schulhof antreten und unter Leitung
eines »Turnlehrers Freiübungen« machen. |
1911 |
»Von dem Tragen von Pelzkragen ist, falls nicht besondere Verhältnisse vorliegen, abzuraten. Sie verweichlichen den Hals und fördern die Neigung zu Erkältungen, der nur durch zweckmäßige Abhärtung begegnet werden kann.« |
1912 |
Die Schule macht einen Anfang mit der »Einrichtung von Vertrauensmännern«.
Die »drei obersten dieser durch ihre Mitschüler für
je ein Dritteljahr gewählten Schüler erhalten ein gewisses
kameradschaftliches Aufsichtsrecht auch über die Schüler der
nachfolgenden Klassen«. Der erste »Lichtbilderapparat« wird erworben. Die Finanzierung
erfolgt durch Spenden und durch Lichtbilder-vorträge des Direktors
(Paul Brandt, dessen Buch »Sehen und Erkennen -eine Anleitung
zu vergleichender Kunstbetrachtung«, zuerst 1910 erschienen, viel
gelesen und genutzt wird und bis heute immer wieder neue Auflagen erlebt).
Beim Kaisergeburtstag »konnte das Kaiserhoch vor dem wohlgelungenen
farbigen Lichtbild Sr. Majestät des Kaisers und Königs ausgebracht
werden«. Die Schüler des Prinz-Georg-Gymnasiums veranstalten im Norden
Düsseldorfs ein »großes Kriegsspiel mit »gelber«
und »roter« Partei. Den einzelnen Anführern und den
Unparteiischen werden Radfahrer als »Meldereiter« beigegeben.
Als wenig später (1913) im Angertal ein ähnliches Spiel stattfindet,
tritt die Schule »mit eigenem Trommler-und Pfeiferkorps«
auf. |
1914 |
22.12 »Dem Oberlehrer Hans Geisenheyner wird der Charakter als Professor und durch eine weitere Verfügung der Rang der Räte IV. Klasse verliehen.« (Geisenheyner war am 8. 9. 1914 in Frankreich gefallen.) |
1915 |
Schüler der Düsseldorfer Gymnasien bilden ein »freiwilliges Regiment zur Vorbereitung auf den Heeresdienst«. |
1925 |
Mit Billigung des Lehrerkollegiums legt die Schülerschaft als Schulfarbe »grünweiß« fest. Als Turnkleidung wird vorgeschrieben: schwarze Hose, weißes Hemd, Abzeichen: schwarzer Adler auf weißem Feld. |
1926 |
Der Schülerausschuss einigt sich über die »Schülermützen«: VI: Blau -V: Rot -IV: Grün - UIII: Rot - OIII: Violett - UII: Schwarz - OII: Grün - UI und OI: Weiß. Die Mützen der Unterstufe sind aus einfachem Tuch, die der Mittelstufe aus Samt, die der Oberstufe aus Seide. UI trägt dazu Silberlitze, OI Goldlitze. Gemeinsames Schulabzeichen für alle Mützen ist ein grün-weißes Band. |
1932 |
Bei einer Eltern Versammlung im Herbst 1932 spricht Studienrat Müller über »Gefahrenquellen für die Jugend in der modernen deutschen Literatur«. |
Studienrat Theodor Schmitz wird auf Grund des § 4 des BBG aus dem öffentlichen Schuldienst entlassen.« - »Studienreferendar Dr. Ernst Heidelberger wird auf Grund des § 3 des BBG aus dem öffentlichen Schuldienst entlassen.« (8. 9. und 12. 9. 1933) Das Gesetz vom 7. 4. 1933, das die in die Irre führende Bezeichnung »zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« führte, sah in seinem § 3 die Entlassung "nichtarischer" Beamter, in § 4 die Entlassung derjenigen Beamten vor, die »nach ihrer bisherigen politischen Betätigung nicht die Gewähr dafür bieten, dass sie jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten«. |
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139 Schüler gehören dem »Jungvolk«, 138 der »Hitlerjugend«, 16 der SA an. Der Schulkalender ist in diesem Jahr voll von Hinweisen auf »nationale Ereignisse«: Sonnwendfeier und Hitler-Geburtstag, Schlageter-Gedenktag, Übertragung von Hitler-Reden, Früh-jahrs-Thing und NS-Schulungs-Stunden. In den folgenden Jahren sieht es ähnlich aus; aber auch Luftschutzkurse und Gasschutz-Sonderlehrgänge sind verzeichnet. |
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Fast (!) alle Schüler gehören der Hitler-Jugend an; deshalb wird der Schule die »HJ-Fahne« verliehen. Über Langemarck-Feiern, Ostmark-Gedenkstunden und Sudetenland-Feste, über »nationalpolitische Lehrgänge« der Oberprimaner und Schulungskurse für Rassenkunde führt der Weg, auf dem das NS-Regime das alte Gymnasium abbaut. |
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1939 |
Das Schulgebäude wird bei Kriegsbeginn durch das Militär beschlagnahmt. |
1941 |
Der luxemburgische Studienrat Professor Peter Biermann wird nach kaum einem Monat Unterrichtstätigkeit »des Dienstes enthoben«. Beginn der »Kinderlandverschickung«; Ziele sind Teigarte in der damaligen Slowakei, Schleiz in Thüringen, Bad Wörishofen. |
1942 |
Die älteren Schüler machen Dienst als Flakhelfer und beim Luftschutz. In Düsseldorf verbliebene Schüler werden mit denen, die aus anderen Schulen in der Stadt geblieben sind, in einer »Sammeloberschule« unterrichtet. |
1944 |
Das Schulgebäude wird durch Bomben zerstört (23. 4.). |
1945 |
Sechs Schüler sterben bei einem Fliegerangriff im Schullager Schleiz. Viele Lehrer und Schüler kehren aus dem Krieg nicht zurück: sie sind gefallen, oder sie bleiben vermisst. |
- Bilder von Schülern, Lehrern, Fahrten, dem Gebäude etc. des Prinz-Georg Gymnasiums |